140 Rassetiere in Greifenstein gerettet / "Zustände unerträglich"
Greifenstein. 140 Katzen, 18 Hunde und zwei Meerschweinchen sind am Freitag vom Veterinäramt des Lahn-Dill-Kreises einem Züchter in einem Greifensteiner Ortsteil weggenommen worden. An der Aktion zum Tierschutz waren zudem die Landestierschutzbeauftragte, Dr. Madeleine Martin, sowie sieben Tierschutzorganisationen aus Mittel- und Nordhessen beteiligt.
Der Züchter war im vergangenen Jahr unter anderem aufgefallen, als es um seine Zuchterlaubnis ging. "Diese Erlaubnis war abgelaufen und der Mann zeigte geringe Bereitschaft, mit uns zu kooperieren", erläuterte Veterinärdirektor Dr. Hans-Joachim Stumpf, Leiter der Abteilung für Veterinärwesen und Verbraucherschutz beim Kreis.
Bei Kontrollbesuchen in dem Greifensteiner Ortsteil sei die Haustür nicht geöffnet worden. Zudem hätten sich Kunden des Katzenzüchters an das Amt gewandt: "Sie hatten Tiere übernommen, die krank waren." Vor einigen Wochen dann stand ein erneuter Kontrolltermin an. Dabei sei festgestellt worden, dass sich in dem Wohnhaus eine große Anzahl Rassekatzen befunden habe. Die hygienische Situation sei "unerträglich" gewesen, sagte Stumpf. Beispielsweise habe der Katzenkot in Säcken im Haus gestanden.
Die vom Veterinäramt auferlegten Vorgaben - Hygienisierung des Hauses, deutliche Reduzierung des Katzenbestandes und tierärztliche Untersuchung der Rassevierbeiner - wurden nicht erfüllt. Freitagmorgen machte man "Nägel mit Köpfen", formulierte es der Veterinärdirektor.
Um 9 Uhr klingelte Dr. Claudia Eckert, die Tierärztin des Veterinäramts, an der Tür des Wohnhauses - verkleidet als Postbotin mit einem (leeren) Paket in der Hand. Die Haustür blieb verschlossen. Ein paar Minuten später gelang es jedoch, das Haus zu betreten.
Aus Nordhessen waren vier Tierschutzvereine zur Unterstützung angerückt. Die Tiernothilfen aus Schwalmstadt und Breuna, der Tierheimverein Beuern und der Tierschutzverein Guxhagen waren wegen der weiten Anreise als erste bestellt, um mehr als 60 Exemplare der Rassekatzen aufzunehmen. Kurz vor Mittag fuhren die Tierschutzvereine aus Weilburg, Wetzlar und Dillenburg vor. Sie nahmen die übrigen über 70 Vierbeiner mit in ihre Heime. In dem Wohnhaus trafen die Tierschützer und die Behördenmitarbeiter auf nur selten gesehene Zustände: Unter anderem lebten in einem Zimmer rund 50 Katzen auf engem Raum zusammen. Unter dem Dach waren mehr als 20 untergebracht. Außen am Haus: Volieren, damit die Katzen mal an die "frische Luft" gehen konnten. Einige der Vierbeiner waren hochträchtig.
Katzen wurden tierärztlich untersucht und in Boxen abtransportiert
Im Keller fand man erst wenige Tage alte Katzenkinder. Sieben Welpen, teilweise in sehr schlechtem gesundheitlichen Zustand, waren dort untergebracht. Eines der neugeborenen Tierkinder musste noch an Ort und Stelle eingeschläfert werden.
In dem Haus kümmerten sich die Landestierschutzbeauftragte Dr. Madeleine Martin und Dr. Claudia Eckert um die Birma-und Ragdoll-Katzen. Bevor die Tiere einzeln in die Boxen gesteckt wurden, wurden sie tierärztlich untersucht, um jeweils einen Erstbefund zu haben, welche Katzen krank sind und welche dringend behandelt werden müssen.
Im Laufe des Tages wurden außer den mehr als 140 Rassekatzen noch 18 Hunde beschlagnahmt. Sechs erwachsene Boxer, neun Welpen - fünfeinhalb Wochen und drei Tage alt - sowie drei Boston-Terrier nahmen die Tierschutzvereine auf. Zudem nahm man noch zwei Meerschweinchen mit.
110 der mehr als 140 Rassekatzen hat der Züchter noch während der Aktion in seinem Haus freigegeben. Das bedeutet, dass die beteiligten Tiernothilfen und Tierschutzvereine die Tiere impfen und kastrieren lassen sowie anschließend vermitteln dürfen.
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